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Ein Wochenende mit der Großfamilie auf dem Land

Samstag sind wir frühmorgens mit Luciana, ihrem Verlobten Mario und ihren Eltern aufs Land gefahren. Wegen einer Vollsperrung sind wir von Belo Horizonte über die Dörfer und die Berge gefahren, drei Stunden lang. Beeindruckend ist es, wie viele grüne Berge es hier gibt. Die Erde ist feuerrot, durch die Trockenheit zu dieser Jahreszeit wird das noch verstärkt. Es ist winter hier, aber trotzdem sind die Temperaturen sehr angenehm ca. 20-30 Grad warm. Es ist eine sehr gute Reisezeit im August, da es gar nicht regnet und sehr trocken ist, nicht so schwül und heiß. Dafür ist man als Tourist fast überall allein auf weiter Flur, nicht mal Brasilianer sind unterwegs. Wir haben auch fast keine anderen Nationalitäten getroffen, keine Amerikaner oder Mexikaner oder so… Europäer gar nicht.
Nach drei Stunden bogen wir von der Hauptstraße ab auf einen nicht ausgeschilderten Sandweg, der kurvenreich in die Berge führte. Luciana hat zwei Onkel, die hier eine Wochenendfarm unterhalten. Sie haben Pferde, Hunde, Kühe, Zuckerrohrpflanzen und ganz viele andere Obst- und Gemüsebäume und -sträucher. Beim ersten Onkel hatte die Familie ein opulentes brasilianisches Frühstück für uns vorbereitet. Anschließend durften die Kinder und ich reiten! Reiten und Pferdehaltung hat in Brasilien nicht viel gemein mit der Art und Weise, wie Pferde in Deutschland gehegt und gepflegt werden. Es sind Transportmittel und Arbeitsinstrumente. Zum Reiten wurden sie von der Koppel geholt, ein Sattel daraufgeschnürt und eine schlanke Trense übergestreift – fertig. Kein Putzen, Hufeauskratzen, sonst was. Da standen sie dann, die dreckigen kleinen Westernpferde. Als ich nach einem Helm fragte, kam Lucianas Cousine mit verschiedenen Cowboyhüten wieder.  Für Chantal fand sich dann zumindest ein Fahrradhelm. Da sie gerade erst allein galoppieren gelernt hatte, wollte ich es ganz vorsichtig angehen lassen mit ihr. Marcel wurde eh noch geführt. Wir schwangen uns auf die kleinen kompakten Pferdchen und ritten los. Reitwege gibt es nicht, auch keine Reitbahn oder Reitplatz. Wir folgten einfach der Sandstraße zurück und kehrten dann wieder um und ritten zurück. Erst nur im Schritt, dann ein bisschen Trab. So richtig sitzen konnte ich nicht, und trabte daher lieber leicht. Chantal zeigte sich recht sicher. Wir probierten Galopp. Leichter sitz. Mein Pferdchen hatte tatsächlich einen Renngang, da kam richtig Wind auf. Chantals Pferd war super kindersicher und trug sie ganz zuverlässig. Glücklich kehrten wir wieder zur Farm zurück, stolz wie Oskar ein Westernpferd geritten zu haben!

Wir fuhren weiter zur anderen Farm, die ganz in der Nähe lag und viel komfortabler war als die erste. Mit tollem, liebevoll angelegten Garten, Schwimmbad und topmodernem Interieur. Sogar eine Wii hatten sie dort – sehr zur Freude der Kinder. So funktioniert internationale Verständigung ganz schnell: gemeinsam Computer spielen ist ja so leicht. Aber zuerst sprangen die Kinder in den Pool. Es gab den ganzen Nachmittag und Abend zu essen, Churascaria, das brasilianische Grillen. Verschiedene Fleischsorten werden in kleine Stückchen geschnitten und herumgereicht. Jeder nimmt sich mit den Fingern. Dazu brasilianisches Bier, das viel milder schmeckt als deutsches. Einige Familienmitglieder sprachen oder verstanden etwas Englisch, so dass wir uns gut unterhalten konnten. Die Familie von Lucianas Mutter ist groß: Die Mutter hat sechs Geschwister und die Großeltern leben auch noch. Vier Geschwistern mit ihren Kindern und die Großeltern waren gekommen und wir erlebten einen sehr sehr schönen Abend. Die Gastgeber waren so generös und gastfreundlich, dass sie uns ihr Schlafzimmer überließen und auf der anderen Farm übernachteten. Beeindruckend war der Familiensinn und die Großzügigkeit der Gastgeber: sie teilen ihre Wochenendfarm mit der gesamten Familie. Jeder darf die Farm nutzen, wann immer er möchte.
Es gab auch Hunde, drei sehr liebenswerte Hündinnen, die sehr gepflegt waren. Die ganze Anlage wird von einem Verwalter gepflegt, da der Besitzer nur an Wochenenden hier ist. Erstaunlich, so ein Luxus. Es ist gewiss mindestens die obere Mittelschicht, die sich so etwas in Brasilien leisten kann.
Am nächsten Morgen fuhren wir zurück in die Großstadt. Zur Hochzeit werden wir sie alle wiedersehen, am Freitag.


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