Brasilien Reise 2012 auf einer größeren Karte anzeigen

Vorabend....

Jetzt sitz ich hier auf der Couch und überleg ob ich an alles gedacht habe: Fenster zu Kühlschrank aus, Telefon umgestellt, Büro aufgeräumt, Müll raus, Kinderzimmer aufgeräumt, …… und und und …
Das Abenteuer soll jetzt endlich anfangen. Ich habe diese Reise seit November letzten Jahres vorbereitet, Hotels gesucht und gebucht, Mietwagen, Airporttransfer, eine Route entwickelt,… jetzt noch zwölf Stunden, dann geht es los!!! Jippieh!!

Rio mit Kindern

Wir flogen tagsüber, 12 Stunden. Das Unterhaltungsprogramm im Flieger war super für die Kinder. Chantal schaute drei Filme, Marcel schaute einen Film mindestens fünfmal. Die Zeit verging ganz gut schnell, mit zwei Mahlzeiten, Computerspielen, und Abwarten. Ich muss gestehen, dass ich Marcel etwas müde machenden Hustensaft gegeben hatte, als er anfing, rappelig zu werden. Damit ging es aber gut, er war ganz lieb machte super mit. Als wir in den Landeanflug gingen, schlief er ein. Wir trugen ihn von Bord und durch den Zoll, dann wachte er doch noch mal auf. Der (Rio-)Airporttransfer klappte super und es war beeindruckend, die ersten Blicke auf Rios Straßen, Menschen und …. Christo zu werfen. Im Hotel angekommen war es stockdunkel (gegen 18 Uhr im August). Das Zimmer war schön geräumig mit zwei Doppelbetten (Sol Ipanema), das Hotel machte einen guten Eindruck. Es lag direkt am Ipanema Strand, wir hatten einen fantastischen Blick aus dem Fenster. Der Pool ist witzig klein, ein doppelter Whirlpool. Das Frühstück ist sehr gut, man sitzt quasi direkt am Strand, bzw. an der Straße, die dazwischen liegt.
Wir hatten das Besichtigungsprogramm extra ganz locker geplant, ein Tag Zuckerhut, ein Tag Christo und am dritten wollten wir schon weiter nach Angra dos Reis. Es war trotzdem anstrengend. Wir hatten die Zeitverschiebung (5  Stunden) nicht ernst genommen und den Jetlag unterschätzt. Die Kinder und ich waren die ersten Abende um 18 Uhr völlig fertig und müde. Es wäre wohl besser, am ersten Tag einfach nur Strand und Entspannung zu planen und kein Programm, für alle Beteiligten. Na ja. Nachmittags durften die Kinder dann nach Herzenslust in den Riesenwellen am Strand von Ipanema spielen. Es ist traumhaft schön dort am Strand.

Die Besichtigungen liefen super, weil wir durch den Jetlag immer sehr früh (5 Uhr) wach waren und es ab 6 Uhr Frühstück im Hotel gab. Um 7:30 stiefelten wir los zur Bushaltestelle. Das war das tollste Abenteuer: Busfahren in Rio. Man bekommt sehr viel von der Stadt und ihrem Alltag mit, sieht viele Menschen und erlebt die Stadt hautnah. Auch wenn wir natürlich gut auf unsere Wertsachen achteten (alles in dem ältesten Rucksack, den wir haben, verstaut), so haben wir keinen Moment eine Gefahr verspürt. Überhaupt nicht. Es hat schlicht Spaß gemacht. Es ist auch nicht schwer zu durchschauen, wie die Busse funktionieren, es gibt eine gute Website, auf der man sich die Routen planen kann. Und die meisten Busse fahren einfach immer von Leblon über die Copacabana bis nach Christovao. Es kostet immer 2,85 pro Person, egal wie lange man fährt. Die Busfahrer fahren wie die Wilden. Man muss sich gut festhalten. Aber es ist halt ein Abenteuer.
Wir waren sowohl am Zuckerhut als auch am Christo fast die ersten, morgens um 8:30, was sehr zu empfehlen war, da die Wartezeiten extrem kurz sind und die Aussichtsplattformen nicht so menschenüberfüllt. Und es sind atemberaubende Aussichten. Rio ist wirklich eine unglaublich schöne Stadt.
Durch Jetlag und Kinder haben wir leider vom Abendtreiben der Stadt fast nichts mitbekommen. Ein Abend ist Marcel um 19:30 auf dem Stuhl im Restaurant um die Ecke des Hotels eingeschlafen. Am anderen Abend waren wir einfach früher und fuhren um 19:30 nach Hause. Morgens dürfen die Kinder Computer spielen, da sie immer gegen 5 Uhr aufwachen und dann auch direkt munter sind. Der Zweck heiligt die Mittel…. Fernsehen geht auch, in Rio hatten wir sogar fast alles in 2-Kanal-Ton auch in Englisch. WLan ist 24 Stunden kostenlos, danach kostet es einen geringen Betrag.

Alles in allem war das Hotel klasse und sehr empfehlenswert.
Am dritten Tag holten wir den Mietwagen und machten uns auf den Weg nach Angra. Die Kinder hatten morgens noch im Meer gebadet und geduscht und ein zweites Frühstück eingenommen – frühes Aufstehen hat halt auch seine Vorteile J

Angra dos Reis


Die Fahrt von Rio nach Angra lief relativ glatt. Zweimal kamen wir aus Versehen auf die Retourno-Spur und wurden kurzerhand wieder zurückgeleitet. Wir fanden aber schnell den Return-Return-Weg und kamen wieder auf Spur. Sobald wir Rio hinter uns hatten begannen die Vororte mit riesigen Trabentenstädten. Neben der Hauptstraße, die baulich getrennt war und in deren Mitte die Busspur mit Haltestellen lagen, reihten sich große Shoppingkomplexe und Autohändler, Möbelgeschäfte und sonstiger Einzelhandel. Wie in Amerika. Einen McDonalds steuerten wir auf dem Weg an, um die Kind schnell und sicher satt zu bekommen. Wir versuchten erst den DriveIn, aber schnell wurde klar, dass wir so nicht verständlich machen konnten, was wir wollten. Es spricht einfach kein Normalbrasilianer irgendwas außer Portugiesisch. Aber dann mit Händen, Karte und viel Lächeln schaffte ich es, zehn McNuggets, eine große Pommes, eine Fanta und eine Cola zu bestellen, und eine Toilette hatten wir auch.

Dann ging es weiter. Das Navi, das wir extra geliehen hatten, kannte leider die ganz neu gemachte Straße nicht und wollte immer, dass wir einen U-Turn machen. Wir ignorierten es einfach eine Weile lang. Als wir uns in einem Dorf verfranzten, weil die Straße gesperrt war, schickte uns das Navi wieder völlig wild durch die Gegend und wir verließen uns lieber auf die Schilder - und kamen auch schnell wieder auf die Hauptstraße. Danach zog sich die Strecke, Bergziegentour durch die Costa Verde. Herrliche grüne Berge rechts und links, türkisblaues Wasser mit zahlreichen Öltankern. Eine Riesenwerft. Erstaunlich. An Kilometer 488 erreichten wir die Ausfahrt zu unserem Resort. Durch eine bewachte Einfahrt ging es ins Hoteldorf. Alles grün, warme ockerfarbene dreigeschossige Gebäude.Beim Einchecken gab es einen kurzen Schock. Sie gaben uns ein normales Doppelzimmer- ich hatte aber ein Familenzimmer bestellt. Es stellte sich raus, dass es wohl angeblich ein Buchungsfehler von mir war. Aber sie waren kulant und gaben uns ein großes Familienzimmer mit zwei Geschossen, unten Eltern-Doppelbett, oben zwei Einzelbetten für die Kinder. Sehr schön. Die Anlage war erstaunlich übersichtlich. Die Umgebung atemberaubend. So schön grüne Hügel in allen Größen, mit der Sonne, die durch die Wolken auf das türkisblaue Meer strahlte. Ein wildverschlungener Pool, Essen so viel und wann man wollte. Viele Kinder liefen herum, nur Brasilianer, vielleicht ein paar Argentinier, aber sonst keine "Fremden". Das Hotel ist ein absolutes Kinderparadies: sie können frei rumlaufen, sich Essen und Trinken nehmen, wenn sie Hunger oder Durst haben. Es gibt abends ein extra Kinderbuffet. Wirklich angenehm nach der Zeit der totalen Überwachung in Rio. Und sie genießen es in vollen Zügen. Die Umgebung ist traumhaft schön. Heute Morgen war gerade Ebbe und wir sind durch den Schlick aufs Wasser gegangen. Mit dem Wind, der bläst, war das fast ein Nordseegefühl, toll! Es ist ein bisschen Urwald, aber auch nur ein verträgliches Bisschen. Super schön !!!

Costa Verde: Weiße Traumstrände vor grünen Bergen umgeben von türkisblauem Wasser

Die grüne Küste Brasilien ist einfach traumhaft schön. Die Schönheit erkennt man am besten vom Wasser aus. Wir hatten ein Boot ganz für uns gemietet, für 90 Reais pro Stunde im Hafen von Angra dos Reis, und sind damit vier Stunden lang durch die grünen Inseln geschippert und haben Traumstrände besucht. Cartagena Strand ließ so richtiges Robinson Gefühl aufkommen und ich wollte am liebsten den ganzen Tag dort bleiben. Die Nordstrände von Gipoia sind ebenfalls wahre Filmkulissen, so schön sind sie. Die Kombination von saftig grüner Vegetation, weißem Sandstrand und türkisblauem, glasklarem Wasser lässt so manchen anderen Traumstrand fast langweilig aussehen. Selbst die Kinder haben es genossen, sie haben wunderschöne Muscheln gesammelt und durften sogar mal das Boot lenken. Für Marcel war es sein Geburtstagsausflug und er war hellauf begeistert.

Auch der reine Schwimmhalt war faszinierend: mit ein paar Krümeln lockte unser Bootsführer einen Riesenschwarm bunter Fische an. Wir sprangen kopfüber ins Wasser und kletterten immer wieder aufs Boot. Einfach ein Traum!


Kokosnüsse, Zuckerrohrschnaps und ein Schreck in der Morgenstunde

Im Moment ist das einzige, das mir passieren kann, dass eine Kokusnuss auf meinen Kopf fällt. Ich liege unter einer Palme und genieße die Aussicht: sanfte grüne Hügel mit urwaldmäßigem Bewuchs, türkisblaues Wasser, der beschäftigte Marinahafen nebenan. Leise Musik im Hintergrund, die ersten Kinder im Pool, der Duft von Frühstück. Sehr angenehme Erholung. Das Hotel ist super kinderfreundlich und es sind auch viele Familien hier. Wir sind die einzigen Ausländer und kaum einer sprich Englisch vom Personal. Aber irgendwie kommt man schon klar. Es gibt Essen rund um die Uhr und man ist trotzdem auch immer wieder hungrig - nach dem Urlaub kommt erst mal FDH und BDD - friss die Hälfte und beweg dich doppelt. Aber es ist ja Urlaub. Gestern waren wir in Paraty zum Cachacafest.

Ein schönes kleines Städtchen, sehr touristisch, mit kleinen weißen alten Häusern, vielen Restaurants, Cachaca- und Souvenirläden. Das Fest erinnerte an Karneval im Rheinland: schon nachmittags lagen überall Menschen im Schatten und schliefen ihren Rausch aus. Etwas Livemusik haben wir erlebt, im großen Festzelt, wo die Zuschauer direkt zu den Rhythmen mittanzten. Draußen gaben die Indianer-Panflöten-Musiker ein Stelldichein - man kam sich vor wie in der Kölner Fußgängerzone, so touristisch und künstlich war es. Wir liefen durch den Ort, aßen ein Eis und tranken eine Caipirinha und fuhren mit dem Auto zurück zum Resort. Auf dem Weg kamen wir am Atomkraftwerk Angra vorbei - komisches Gefühl, so mitten im Naturgebiet. Einige öffentliche Strände liegen an der Hauptstraße der Costa Verde, die bestimmt auch einen Besuch wert sind. Wir trainieren jede Nacht, die Kinder später ins Bett zu bringen. Der Jetlag von fünf Stunden ist nicht zu unterschätzen. Gestern Abend entdeckten wir, dass der KidsClub im Konferenzsaal eine Wii-Station aufgebaut hatte und sie Just DANCE spielten. Da war es leicht, Chantal bis zehn Uhr wach zu halten. Immerhin müssen wir Freitag in zehn Tagen abends um 21:30 fit und frisch für Lucianas Hochzeit sein - Grund für unsere Brasilienreise. Wir gingen also gegen zehn ins Bett und schliefen auch alle schnell ein. Irgendwann in der Nacht wurde ich plötzlich wach von Chantals Gemurmel. Ich wollte gerade das Licht anmachen, damit sie besser die Treppe herunter kann, um auf Toilette zu gehen. Da purzelte sie schon herunter... Wir waren direkt hellwach und völlig panisch, dass sie sich verletzt hat. Sie beruhigte sich zum Glück schnell und schien soweit in Ordnung zu sein. Ich legte mich mit ihr ins Bett und sie schlief schnell wieder ruhig ein. Ihr Schutzengel scheint doch noch gerade rechtzeitig wach geworden zu sein - es ist nichts weiter geblieben als eine Beule am Kopf und ein blauer Fleck am Handgelenk. Ich will mir gar nicht ausmalen, was hätte passieren können. Aber sie ist schon wieder ganz gut dabei, etwas mitgenommen noch, aber kein Spucken und keine Übelkeit. Gott sei Dank.
Wir hängen heute mal wieder faul am Pool ab. Nach den Aufregungen sehr angenehm.

Autofahren mit Kindern in Brasilien

Technik ist das Zauberwort: Die beste und einfachste Methode, in Brasilien mit kleinen Kindern von A nach B zu kommen, ist es in meinen Augen, hemmungslos Technik einzusetzen: Computerspiele, MP3-Player, alles, was gefällt. Wir fahren damit ganz gut. Da es hier anscheinend normal ist, dass man für 280 Kilometer mal eben fünf Stunden braucht, ist Beschäftigung und Ablenkung das Mittel der Stunde. Wir haben zum Glück die Strecke von Angra dos Reis nach Belo Horizonte in zwei Teile geteilt. Dadurch hatten wir zwei Mal eine drei bis fünf Stunden Tour im Auto, durch endlose Gebirge und Hügel, über holprige Straßen und wuselige Städtchen. Es muss nicht wundern, dass ab und zu ein Pferdewagen mit Ladung auf der rechten Spur der Autobahn fährt, oder dass einem selbst im Dunkeln auf einmal ein unbeleuchteter Fahrradfahrer entgegenkommt…  oder auch ein Fußgänger auf der Mittelleitlanke sitzt, weil der schon die Hälfte der Straße überquert hat. Heute wurden wir mit 100 kmh von einem Tanklaster überholt…. Dagegen bremsen einen die Bumper vor und in den Ortschaften jeweils derart aus, dass sie zum Albtraum des Autofahrers werden können. Und in jedem Ort gibt es mindestens eine Blitzanlage. Wohlweislich, bei der Fahrweise der Lastwagenfahrer.

Tankstellen gibt es zum Glück genug, und dort kann man auch auf Toilette gehen. Abends fahren geht eingeschränkt, da die Autobahnschilder nicht beleuchtet sind und kaum leserlich. Man muss dem Navi schon vertrauen, und selbst das ist teilweise nicht förderlich, da anscheinend doch viele neue Straßen gebaut werden. Die herkömmliche 2-D-Wegplanung mittels der schlichten Autokarte ist weiterhin zu empfehlen, schon allein, weil das Navi vielleicht nicht aktuell genug ist oder gerade das Ladekabel streikt und der Akku 100 km vor dem Ziel schlapp macht.
Wir sind gut angekommen in Belo Horizonte und das Abenteuer geht gleich weiter.

Ein Wochenende mit der Großfamilie auf dem Land

Samstag sind wir frühmorgens mit Luciana, ihrem Verlobten Mario und ihren Eltern aufs Land gefahren. Wegen einer Vollsperrung sind wir von Belo Horizonte über die Dörfer und die Berge gefahren, drei Stunden lang. Beeindruckend ist es, wie viele grüne Berge es hier gibt. Die Erde ist feuerrot, durch die Trockenheit zu dieser Jahreszeit wird das noch verstärkt. Es ist winter hier, aber trotzdem sind die Temperaturen sehr angenehm ca. 20-30 Grad warm. Es ist eine sehr gute Reisezeit im August, da es gar nicht regnet und sehr trocken ist, nicht so schwül und heiß. Dafür ist man als Tourist fast überall allein auf weiter Flur, nicht mal Brasilianer sind unterwegs. Wir haben auch fast keine anderen Nationalitäten getroffen, keine Amerikaner oder Mexikaner oder so… Europäer gar nicht.
Nach drei Stunden bogen wir von der Hauptstraße ab auf einen nicht ausgeschilderten Sandweg, der kurvenreich in die Berge führte. Luciana hat zwei Onkel, die hier eine Wochenendfarm unterhalten. Sie haben Pferde, Hunde, Kühe, Zuckerrohrpflanzen und ganz viele andere Obst- und Gemüsebäume und -sträucher. Beim ersten Onkel hatte die Familie ein opulentes brasilianisches Frühstück für uns vorbereitet. Anschließend durften die Kinder und ich reiten! Reiten und Pferdehaltung hat in Brasilien nicht viel gemein mit der Art und Weise, wie Pferde in Deutschland gehegt und gepflegt werden. Es sind Transportmittel und Arbeitsinstrumente. Zum Reiten wurden sie von der Koppel geholt, ein Sattel daraufgeschnürt und eine schlanke Trense übergestreift – fertig. Kein Putzen, Hufeauskratzen, sonst was. Da standen sie dann, die dreckigen kleinen Westernpferde. Als ich nach einem Helm fragte, kam Lucianas Cousine mit verschiedenen Cowboyhüten wieder.  Für Chantal fand sich dann zumindest ein Fahrradhelm. Da sie gerade erst allein galoppieren gelernt hatte, wollte ich es ganz vorsichtig angehen lassen mit ihr. Marcel wurde eh noch geführt. Wir schwangen uns auf die kleinen kompakten Pferdchen und ritten los. Reitwege gibt es nicht, auch keine Reitbahn oder Reitplatz. Wir folgten einfach der Sandstraße zurück und kehrten dann wieder um und ritten zurück. Erst nur im Schritt, dann ein bisschen Trab. So richtig sitzen konnte ich nicht, und trabte daher lieber leicht. Chantal zeigte sich recht sicher. Wir probierten Galopp. Leichter sitz. Mein Pferdchen hatte tatsächlich einen Renngang, da kam richtig Wind auf. Chantals Pferd war super kindersicher und trug sie ganz zuverlässig. Glücklich kehrten wir wieder zur Farm zurück, stolz wie Oskar ein Westernpferd geritten zu haben!

Wir fuhren weiter zur anderen Farm, die ganz in der Nähe lag und viel komfortabler war als die erste. Mit tollem, liebevoll angelegten Garten, Schwimmbad und topmodernem Interieur. Sogar eine Wii hatten sie dort – sehr zur Freude der Kinder. So funktioniert internationale Verständigung ganz schnell: gemeinsam Computer spielen ist ja so leicht. Aber zuerst sprangen die Kinder in den Pool. Es gab den ganzen Nachmittag und Abend zu essen, Churascaria, das brasilianische Grillen. Verschiedene Fleischsorten werden in kleine Stückchen geschnitten und herumgereicht. Jeder nimmt sich mit den Fingern. Dazu brasilianisches Bier, das viel milder schmeckt als deutsches. Einige Familienmitglieder sprachen oder verstanden etwas Englisch, so dass wir uns gut unterhalten konnten. Die Familie von Lucianas Mutter ist groß: Die Mutter hat sechs Geschwister und die Großeltern leben auch noch. Vier Geschwistern mit ihren Kindern und die Großeltern waren gekommen und wir erlebten einen sehr sehr schönen Abend. Die Gastgeber waren so generös und gastfreundlich, dass sie uns ihr Schlafzimmer überließen und auf der anderen Farm übernachteten. Beeindruckend war der Familiensinn und die Großzügigkeit der Gastgeber: sie teilen ihre Wochenendfarm mit der gesamten Familie. Jeder darf die Farm nutzen, wann immer er möchte.
Es gab auch Hunde, drei sehr liebenswerte Hündinnen, die sehr gepflegt waren. Die ganze Anlage wird von einem Verwalter gepflegt, da der Besitzer nur an Wochenenden hier ist. Erstaunlich, so ein Luxus. Es ist gewiss mindestens die obere Mittelschicht, die sich so etwas in Brasilien leisten kann.
Am nächsten Morgen fuhren wir zurück in die Großstadt. Zur Hochzeit werden wir sie alle wiedersehen, am Freitag.


Fußball in Brasilien

Sonntagabend fand ein sehr wichtiges Fußballspiel in Brasilien statt. Wir waren zurückgekehrt in unser Aparthotel, in unser Apartment im 21. Stockwerk. Eine beeindruckende Kulisse bot sich uns als Aussicht. Die Großstadt streckte sich bis zum Horizont. Wir hatten dekadenterweise einen privaten Whirlpool auf der Terrasse – im 21. Stockwerk. E geht uns schon ganz schön gut….
Nun, wir ließen das Wasser ein in unseren kleinen Pool und beobachteten das Treiben unten in einem Straßencafe, wo sich die Fußballfans sammelten und gemeinsam das Spiel verfolgten. Schon beim Anpfiff gab es ein Riesengetöse. Das Spiel war sehr emotional, es wurde sogar kurzzeitig unterbrochen, weil der Schiedsrichter mit Plastikflaschen beworfen wurde. Am Ende ging es unentschieden aus und alle jubelten. Zu jedem Tor (2-2) gab es Feuerwerksexplosionen und lautes Jubeln über die ganze Stadt. Die Polizei zeigte enorme Präsenz, drei Hubschrauber kreisten über die Stadt. Trotzdem kam es wohl zu Ausschreitungen, wie wir am nächsten Tag im Fernsehen sehen konnten. Wir beobachteten das Geschehen ganz sicher vom Dach des Hotels aus, aus unserem Whirlpool. Was für ein Leben.

Essen mit Kindern in Brasilien

Eigentlich gibt es kaum etwas Einfacheres, als unsere Kinder zufrieden zu stellen: Jeden Tag Pizza, Pommes, Reis und Hähnchen-Nuggets. Nur möchte man natürlich, wenn man gerade auf der anderen Welthalbkugel ist, nicht jeden Tag zu McDonalds und in die Pizzeria… Wir haben verschiedenste Varianten erlebt:
Zunächst hatten wir in Rio das Glück, dass es im Restaurant einen Kinderteller gab mit Hähnchen, Reis und Pommes.
Dann ging es weiter im Auto Richtung Costa Verde. Auf eines ist zum Glück Verlass: McDonalds ist überall! Auf der Fahrt von Rio nach Angra fuhren wir voller Optimismus in ein McDrive, da die Kinder schnell glücklich gemacht werden sollten und auch noch auf Toilette mussten. Über das Mikrofon reichten unsere spartanischen Portugiesischkenntnisse allerdings überhaupt nicht aus – ich ging also lieber selbst in das Restaurant und bestellte persönlich. Mit Händen und Füßen und einer Karte (ein Glück gab es eine!) bestellte ich in weltweit gleicher, zuverlässiger Qualität und Geschmack zehn McNuggets, eine Pommes und zu Trinken. Die Toiletten waren auch dort, wo sie immer sind – manchmal ist es einfach schön, die Sicherheit von Altbekanntem zu haben! Glücklich und gesättigt konnten wir die Fahrt fortsetzen…
Da wir in Angra dos Reis „All Inclusive“ hatten, standen uns dort zu jeder Mahlzeit umfangreiche Buffets zur Auswahl, bei denen es auch immer die Standards (weißen Reis, Hähnchen) gab. Gleichzeitig konnten wir das abwechslungsreiche Essen Brasiliens genießen.
Von Angra fuhren wir nach Juiz de Fora, wo wir eine Nacht als Stopover verbrachten, in einem Innenstadthotel. Wir kamen nach fünf Stunden Fahrt abends spät an und die Kinder hatten noch nichts gegessen. Wir bummelten etwas durch die Innenstadt – die Geschäfte hatten schon zu. Da tauchte um eine Ecke wieder das erlösende große helle gelbe M auf. Als Retter in der Not spendierten wir noch eine Runde Pommes mit Nuggets.
Am nächsten Nachmittag kamen wir in Belo Horizonte an und mussten innerhalb von 30 Minuten mit Luciana zur Hochzeitsanprobe mit den Kindern – und das mit leeren Mägen.  Also hieß es zum dritten Mal ab zu McDonalds (zuverlässig in der Innenstadt unübersehbar) – auch wenn es dem Papa schon den Magen umdrehte, dass wir schon wieder im schönen Brasilien schnöde Pommes aßen…  der Zweck heiligt die Mittel…
Für das Wochenende auf dem Land mit Lucianas Familie hatte sie liebenswerterweise ihre Mutter gebeten, Nuggets und Pommes zu kaufen – also ging das kulinarische Programm der Kinder gleich so weiter… während wir von der Familie mit allem Brasilianischen verwöhnt wurden, was es so gibt, von Caipirinha über Eintopf und Churascaria… hm… lecker! Zumindest probierten die Kinder auch das leckere Fleisch.
Zurück in Belo bekamen die Kinder sogar noch nachmittags bei Lucianas Mutter Nutella Brötchen – Nutella gibt es zu kaufen, ist aber irre teuer hier. Am nächsten Tag entdeckten wir zum Glück ein sehr gutes Selbstbedienungsrestaurant direkt beim Hotel, so dass es mal wieder Reis mit Hähnchen gab für die Kinder, während wir gutes brasilianisches Essen geniessen konnten.

Für zwischendurch haben sich Brötchen und Hotdog-Würstchen etabliert….
Weiter ging die Fahrt nach Tiradentes, einem schönen kleinen Barockstädtchen. Hier haben sich erstaunlicherweise zahlreiche Italiener niedergelassen: es gab mindesten vier Pizzerien. Da wir auf der Suche nach einem regionalen Restaurant eher etnnäuscht wurden – alle Tipps des Hotels waren leider in der ersten Wochenhälfte geschlossen – landeten wir dann auch tatsächlich bei einer Quattro Staggione im einzigen Restaurant des Ortes, das keine Kreditkarte akzeptierte…. So dass Papa schnell ins Hotel düsen musste, um Bargeld zu holen…
Am folgenden Abend sollte es besser klappen und wir hatten ein lokales Restaurant ausgewählt. Das fanden wir aber leider nicht. Erst später stellten wir fest, dass die Straßenangabe des Reiseführers einfach nicht gestimmt hatte – aber geschlossen war es trotzdem. So landeten wir im zentralen Bistro am Marktplatz und aßen eine völlig überteuerte…. Pizza….
Heute haben wir es besser gemacht. Mittags sind wir in das ortsansässige Selbstbedienungsrestaurant gegangen, in dem es für angemessenes Geld eine reiche Auswahl an Essen gab – auch Pommes und weißen Reis für die Kinder. Und leckere Würstchen!
Für heute Abend haben wir Brötchen mit Wurst und Käse… weil wir es leid sind, mit völlig Pool-ausgelaugten Kindern nach acht Uhr noch durch den Ort zu irren. Dann genießen wir lieber unser Hotel mit fast eigenem Indoorpool und Beamer-TV…

Quintessenz so far:
Am besten werden wir in Selbstbedienungsrestaurants satt. Mit zwei quirligen und schnell quengeligen Kindern ist man dort schnell, lecker und günstig satt und hat nicht zu viele Zwänge von Wartezeiten.  Jeder kann essen, was ihm gefällt: die Eltern lokale Spezialitäten, die Kinder Pommes mit Reis und Hähnchen.

Zum Frühstück lässt sich übrigens noch sagen: In den Hotels gibt es immer leckeres und reichhaltiges Frühstück. Brötchen, Rührei, Kuchen, Säfte, Obst, Müsli, Cornflakes etc. Nur Nutella gibt es natürlich nicht. Aber ich finde, die Kinder können darauf auch mal drei Wochen verzichten…

Tiradentes: Kopfsteinpflaster, Pizzarias, allein im Hotel


Wir haben die Großstadt Belo Horizonte hinter uns gelassen und in drei Stunden die 200 Kilometer ohne Probleme bewältigt. Generell kann man in Brasilien von höchstens 70 Kilometer ausgehen, die in der einer Stunde im Durchschnitt zu schaffen sind. Tiradentes ist eines der Barockstädtchen, durch die das Gold damals transportiert wurde. Im Zentrum gibt es ausschließlich Kopfsteinpflaster, sehr holperiges, grobes Kopfsteinpflaster. Es gibt eine sehr schöne Kirche, die allerdings erst schon geschlossen war und dann 5 Reais Eintritt kosten sollte. Auffallend ist die Anzahl an italienischen Restaurants, es gibt auf jeder Straße eine Pizzeria. Die Kinder hat es gefreut! Im Zentrum ist ein großer Platz auf dem viele Hunde leben. Drumherum gibt es zahlreiche Cafes und Restaurants. Ein süßes kleines Städtchen mit vielen Souvenirläden. Handgemachtes wird hier an jeder Straßenecke angeboten, Patchworkdecken, Gesticktes, aus Holz Geschnitztes, Möbel, Dekorationen. Ich habe ein sehr schönes Kleid gekauft, dass ich zur Hochzeit tragen werde. Es ist wunderschön.
Es gibt einen Brunnen in Tiradentes, der sehr alt ist. Hinter dem Brunnen führt eine kleine Tür den Wasserlauf hoch den Berg. Wir konnten leider nicht bis zum Ende gehen, weil um 16 Uhr die Tür am Brunnen geschlossen wird. Aber abenteuerlich ist es allemal dort hoch zu laufen. Gerade mit Kindern. Wir haben sogar einen Affen in den Bäumen gesehen.
Ansonsten ist es ein beschaulicher kleiner Ort. Wir wohnten in einem wunderbaren Hotel auf der Ausfallstraße, Hotel Pequena Tiradentes. Es ist sehr reizvoll und liebevoll ausgestattet. Es hat einen Indoor- und einen Outdoorpool und läd so richtig zum Abhängen und Entspannen ein. Das Frühstück ist opulent und komplett selbst gebacken. Abends haben wir – da wir fast die einzigen Gäste waren – im TV-/Indoorpool/Fitnessraum per Beamer englisches Sky Fernsehen gesehen. Sogar die Kinder haben die Filme (mit etwas Offline-Erklärung) verstanden. Es ist halt etwas anderes mit kleinen Kindern zu reisen. Der Nachmittag im Pool und der Abend vor dem Fernsehen ist für die Kinder genauso toll wie der Vormittag durch den Ort laufend und Kirchen besichtigend. Wenn nicht sogar schöner.
In der Summe haben wir trotzdem jetzt viel gesehen und erlebt und die Kinder haben viel anderes erlebt, gesehen und gegessen als zuhause.

Gestern haben wir noch Sao Jao del Rei einen Besuch abgestattet. Auch ein kleiner Barockort, mit einigen schönen Kirchen. War nett, aber auch nicht mehr. Heute werden wir noch das Eisenbahnmuseum besuchen und dann geht es nach Belo zurück. Um 17 Uhr ist Hochzeitsmarschieren-Probe für die Kinder.